Schauspiel

Die Optimistinnen

Es ist Anfang der 1970er-Jahre: Nour verlässt Istanbul, um in Deutschland Geld zu verdienen. Sie fällt auf mit ihrem Minirock; die Dorfbewohnerinnen in der Oberpfalz tragen meist lange Röcke, manche auch Kopftuch. Im beengten Wohnheim zwischen Frauen aus Spanien, Italien, Griechenland, Jugoslawien, Marokko, Tunesien und der Türkei geht es lebhaft zu. In der Porzellanfabrik bestimmen Stechuhr, harte körperliche Arbeit und der prüfende Blick des Vorarbeiters ihr Dasein.

Die Alleinunterhalterin

Wir kennen sie alle, die tragische Geschichte der Alleinerziehenden – dauergestresst, bemitleidenswert, sitzengelassen, und die armen Kinder … Wir können es nicht mehr hören! Statt eines Trauerspiels voller Klischees schreibt die Autorin Anne Jelena Schulte, basierend auf Interviews mit Bielefelderinnen, deshalb eine Komödie über eine alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern. Ein Problem nach dem nächsten steht vor der Wohnungstür und wird von der Familie mit Witz und Einfallsreichtum gemeistert – die überfordernden Momente werden dabei genauso wenig verschwiegen wie die schönen.

Was ihr wollt

Die Verstrickungen in dieser Shakespeare-Komödie sind wirklich unübersichtlich: Viola hat Schiffbruch erlitten und ist auf der Insel Illyrien gestrandet. Um unbehelligt nach ihrem verschollenen Bruder suchen zu können, verkleidet sie sich als Mann und nennt sich Cesario. Schnell kommt sie in die Dienste des Herzogs Orsino, der unsterblich in die Gräfin Olivia verliebt ist. Doch Olivia befindet sich in rauschhafter Trauer um ihren Bruder und verschließt ihr Herz vor jeglichen Liebesbekundungen.

Unter der Drachenwand

»Im Himmel, ganz oben, konnte ich einige ziehende Wolken erkennen, und da begriff ich, ich hatte überlebt.« Veit Kolbe war gerade mit dem Abitur fertig, wollte studieren. Dann kam der Krieg. Fünf Jahre später wird er verwundet auf Fronturlaub geschickt. Weihnachten zuhause in Wien! Sein Zustand ist desolat, die Durchhalteparolen seines Vaters unerträglich. Also flieht er zum Onkel, an den Mondsee, unter die Drachenwand. Sein Quartier ist dürftig, die Zimmerwirtin zetert, das Kind der Darmstädterin nebenan weint, aus dem Gewächshaus klagt nachts eine Gitarre.

Eine Stunde Ruhe

Michel kann es kaum fassen. Nach so vielen Jahren der Suche hat er sie endlich gefunden: die sinnlichste, inspirierendste, virtuoseste, kurz, die genialste Platte aller Zeiten! Ab ins Wohnzimmer und für eine wundervolle Stunde nur Michel und die heißbegehrte Platte Me, Myself and I, ganz in Ruhe. Doch ausgerechnet jetzt ist der Handwerker da. Dann will Michels Frau Natalie auch noch dringend etwas mit ihm besprechen. Es geht um den Sohn, die Sorgen um seine Entwicklung. Ach, der kommt schon zurecht, ist ja auch schon fast dreißig, zurück zur Platte.

Moby Dick

Moby Dick ist eines der gewaltigsten Werke der Weltliteratur: Auf fast tausend Seiten schreibt Herman Melville über die Gewalt des Meeres, die Gewalt des Monsters und die Gewalt des Menschen selbst. Der 1851 erschienene Jahrhundertepos sprengt alle Gattungen, mäandert zwischen Abenteuergeschichte, Reisebericht, Enzyklopädie, Predigt und philosophischer Abhandlung.

Als spartenübergreifendes Spektakel mit Tanz, Schauspiel, Musik und Video kommt es in Bielefeld auf die Bühne.

Vater

Zusatzaufführung für die Schauspiel-Gruppe

Florian Zeller befragt in "Vater" geschickt die Zuverlässigkeit von Wahrnehmung und Erinnerung und versetzt die Zuschauer*innen in die Perspektive des demenzkranken Vaters. Indem Zeller dem Geschehen die Eindeutigkeit versagt, wird auch unser Blick darauf Teil der Erosion von Gewissheiten.

Annette, ein Heldinnenepos

Die Schriftstellerin Anne Weber kleidet in "Annette, ein Heldinnenepos", für das sie 2020 den Deutschen Buchpreis erhielt, eine antike Versform in ein modernes Gewand, zeichnet verspielt und sprachgewaltig die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau nach. Das Leben ihrer Heldin Anne Beaumanoir ging im März 2022 mit 98 Jahren zu Ende. Im Buch und auf der Bühne kann es einen immer neuen Anfang nehmen.

Herkunft

Saša Stanišićs Roman Herkunft, der 2019 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, ist ein Spiel mit den Zufällen von Geschichte(n). Nicht zuletzt deshalb ist die Bühne ein guter Ort, seiner mäandernden Fabulierlust Raum zu geben und vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen.

FUROR

Ausgerechnet in der heißen Phase seines Wahlkampfs um das Amt zum Oberbürgermeister einer großen deutschen Stadt gerät der Ministerialdirigent Heiko Braubach in einen Verkehrsunfall. Schuldlos fährt er einen massiv unter Drogen stehenden jungen Mann so schwer an, dass dieser für immer auf einen Rollstuhl angewiesen sein wird.